Artikel vom 11.06.01 aus
Startschuss fürs kostenlose Busfahren
Dienstag MZ-Aktion "Blauer Zeigefinger" in Bärteichpromenade
von Heiko Wigrim
Köthen/MZ. Köthen hat es geschafft. Ab sofort gibt es in der Kreisstadt keine Schwarzfahrer mehr. Denn seit gestern gilt auf allen vier Bus-Stadtlinien die kostenfreie Beförderung der Fahrgäste. Zunächst für drei Jahre. Aus diesem Anlass hatten sich gestern Vormittag Vertreter der Stadt Köthen, der Regionalverkehrsgesellschaft und des Landkreises am Umsteigepunkt Bärteichpromenade zum Busrendezvous eingefunden, um das Modellprojekt "Kostenlos Busfahren in Köthen" offiziell zu starten.
Die Köthener haben das Angebot bereits gut angenommen. Wenn auch ein Ansturm auf die Busse am Montag ausgeblieben ist. "Am Sonntag war mein Bus richtig voll, da haben viele gesagt, sie probieren mal das kostenlose Fahren aus", erklärte Busfahrer Walter Schotte.
Extra wegen dem kostenfreien Fahren ist Familie Bunge gestern in den Bus der Linie A gestiegen.
"Wir freuen uns mächtig. Wir sind ja beide nicht mehr gut zu Fuß und kommen endlich mal wieder richtig raus." Das Senioren-Ehepaar war auf dem Weg zum Einkaufszentrum im Gewerbegebiet West.
| Eine freudige Überraschung erlebte gestern übrigens Martha Jäntsch. Ihr überreichte der amtierende Oberbürgermeister, Reinhard Weise, einen Blumenstrauß, bevor sie ihre erste kostenlose Busfahrt antrat. |
Das zunächst auf drei Jahre begrenzte Modellprojekt wurde durch Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt möglich. Immerhin 158000 Mark stellte das Land für dieses Jahr bereit. Zusätzlich noch 77000 Mark für die Errichtung neuer Haltestellen und 63000 Mark als Zuschuss für den Kauf von zwei neuen Bussen. Die Stadt Köthen kostet das Projekt 250000 Mark. Bislang hat die Regionalverkehrsgesellschaft in Köthen rund 70000 Fahrgäste befördert. "Wir rechnen damit, dass sich das Fahrgastaufkommen bis auf das Dreifache erhöht", erklärte RVK-Geschäftsführer Wolf-Dietrich Vetter. Natürlich werde dadurch auch der Aufwand für das Unternehmen größer. Durch das neue Fahrplankonzept mit den kürzeren Taktzeiten - die innerstädtischen Linien verkehren nun im Halbstundentakt - müssen nun über den Tag gerechnet drei Busse mehr eingesetzt werden als früher. Zwei zusätzliche Busfahrer kommen in Köthen zum Einsatz.
"Ich bin froh, dass das Land mit im Boot sitzt - bei den oft leeren Kassen gehört schon Mut dazu, solch ein Projekt zu unterstützen", erklärte der künftige Köthener Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander. Heinz Klewe, Abteilungsleiter im Magdeburger Verkehrsministerium, bekräftigte den Willen der Landesregierung, das Köthener Modellprojekt auch in den kommenden zwei Jahren finanziell zu unterstützen.
Am Dienstag von 11 bis 12 Uhr haben die Bürger die Möglichkeit, am "Blauen Zeigefinger", der bei der Haltestelle Bärteichpromendade (Nähe Hallesche Straße) steht, mit der MZ darüber zu diskutieren, ob das kostenlose Busfahren eine gute Sache ist, ob nicht doch ein geringer Obolus besser wäre und ob die neue Linienführung ein bequemes Erreichen der wichtigsten Ziele ermöglicht.